Women only im Upcycling-Atelier – und ein Ostern-DIY für alle

 

Einmalig
in Ludwigsburg:

Das
Upcycling-
Atelier

Man muss es einfach selbst erleben: »Das Upcycling-Atelier ist ein besonderer Ort, an dem tolle, zwischenmenschliche Dinge passieren«, so Isabel Schieron. Sie leitet das ehrenamtliche Projekt von Tragwerk e.V. seit Ende 2021 und hat dafür sogar ihre Arbeitszeit als Fotografin und Grafikdesignerin in einer Ludwigsburger Agentur reduziert.

Im Upcycling-Atelier werden neue Dinge aus alten Materialien hergestellt, die sonst vielleicht im Müll landen würden.

Aus Stoff- und Wollresten, Zeitungspapier, Altglas oder leeren Milchtüten entstehen durch kreative Techniken beispielsweise Makramee-Windlichter, Mode-Accessoires oder Fensterdeko. Das Besondere: Es ist exklusiv für Frauen und kostenfrei für alle Teilnehmerinnen. Warum das so ist, obwohl (oder gerade weil?) sich der Verein doch für Teilhabe aller Menschen einsetzt, verrät Isabel weiter unten.


Upcycling: Kostprobe zum nachbasteln

Aus Tetrapaks lassen sich schnell und einfach kleine Osterhasen-Körbchen basteln – fürs Osternest, zum Kresse-Anbau oder als süße Aufbewahrungsbox für kleine Utensilien. Lade dir hier die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Milchtüten-DIY herunter:


Isabel, was gefällt dir so sehr
am Upcycling-Atelier?

»Kreativität, Begegnung und Nachhaltigkeit — ganz niederschwellig, sodass alle mitmachen können. Viele Besucherinnen offenbaren mir immer wieder, wie gern sie hier sind. Nicht nur, um kreativ sein zu können, sondern wegen der Menschen, die man trifft. Und mir geht es genauso. Als Gruppe stellen wir uns jeden Freitag (bis auf ein paar Schließtage) auf eine bunte Mischung aus Frauen mit unterschiedlichem Hintergrund und Können ein.

Mal entsteht eine meditativ geschäftige Atmosphäre, mal giggeln und lachen wir viel, weil irgendwas nicht so klappt, wie es soll. Diese Momente liebe ich besonders. Denn im Grunde kochen wir alle nur mit Wasser und es ist schön, dass wir auch das miteinander teilen können. Generell macht alles mehr Spaß, wenn man es miteinander teilen kann.«


»Plötzlich bin ich
mit Leib und Seele
Verfechterin für
Inklusion, Vielfalt
und Diversität.«

Für Isabel ist das Ehrenamt beim Ludwigsburger Verein für Chancengleichheit die perfekte Mischung aus ihrem Beruf in der Werbebranche und einem sozialen, nachhaltigen Engagement. Sie ist mehr oder weniger zufällig beim Upcycling-Atelier gelandet, nachdem sie in verschiedene soziale Bereiche wie Jugendfarm, Ergo- und Kunsttherapie reingeschnuppert hatte.

»Man kann mit so einem kleinen Ehrenamt zwar nicht die Welt verändern, aber man ist ein kleiner Bestandteil der Lebenswirklichkeit der Menschen, die regelmäßig zu uns ins Atelier kommen. Ein sehr schönes und gleichzeitig demütiges Gefühl.«


Das ist Isabel (links im Bild), hier zusammen mit Deborah (Hallo Ludwigsburg). Bild: privat

Im Upcycling-Atelier sind alle Frauen willkommen.
Isabel, warum explizit nur Frauen?

»Eine Vereinskollegin hat es mal ganz treffend formuliert: Für Inklusion bedarf es manchmal Exklusion. In unserer super-diversen Gesellschaft möchten wir alle Frauen empowern, mit und ohne Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung, Studentinnen, Mütter, Seniorinnen. Wir haben, wie alle in der Gesellschaft, im Alltag unsere gefestigten Rollen, deshalb braucht es manchmal Orte, an denen Frauen ganz unter sich sind.

Das Upcycling-Atelier verbindet dabei kreatives Arbeiten mit Nachhaltigkeit und Begegnung. Die Begegnung auf Augenhöhe spielt hierbei eine zentrale Rolle, die durch gemeinsame Kreativität gefördert wird. Grundlage unserer kreativen Techniken ist die nachhaltige Nutzung von endlichen Ressourcen. Jede Besucherin kann hierbei selbst erlangte Kenntnisse und Erfahrungen weitergeben. 

Der kreative Umgang mit verschiedenen Materialien und Werkzeugen gibt den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich selbst und andere ungezwungen kennenzulernen. Mögliche Sprachbarrieren rücken dadurch in den Hintergrund, was wiederum das Selbstbewusstsein stärken soll. Ganz nebenbei verbessern Nicht-Muttersprachlerinnen ihre Sprachkenntnisse. Es findet also immer ein gegenseitiges Lernen statt. Auf kreativer und menschlicher Ebene. So entstehen Brücken zwischen den verschiedenen Lebenswelten und manchmal auch Freundschaften.«


Wie finden die Frauen
das Upcycling-Atelier?

Adala ist seit über sieben Jahren regelmäßig beim Upcycling-Atelier dabei. »Ich bin glücklich, dass ich hierher kommen kann. Ich lerne neue freundliche Leute kennen und lerne dazu. Besonders das Sticken interessiert mich und mir wird immer geholfen, wenn ich nicht weiter weiß. Jetzt, da meine Freundin Eman auch mitkommt, macht es noch viel mehr Spaß.«

Eman ist erst vor kurzem nach Deutschland gekommen. Durch Adala hat sie Anschluss an unsere Gruppe gefunden und ist froh, dass es so einen Ort gibt, wo man sich treffen kann: »... nicht nur zum Kuchenessen, sondern man lernt auch noch etwas.« Sonst würde sie vieles alleine machen.

Saskia ist heute das erste Mal dabei und sagt: »Mir gefällt das Konzept generell sehr gut. Aus vermeintlichem Abfall Neues zu gestalten und dabei eine kulturelle Vielfalt zu erleben, macht einfach Spaß. Ich wurde sehr nett empfangen und alle sind sehr hilfsbereit.«

Dorothea, Renate und Angela ergänzen: »Wir kommen zu allen Treffen, immer freitags, weil es uns viel Spaß macht. Wir lernen hier neue Techniken und Möglichkeiten voneinander kennen (stricken, nähen, häkeln, Papierarbeiten, usw.). Wir genießen den Kontakt mit den verschiedenen Teilnehmerinnen diverser Nationalitäten. Die Vielfalt macht uns Spaß und wir lernen immer was dazu. Isabel braucht zwar viel Geduld mit uns, aber es wird nie langweilig. Sie hat auch immer neue Ideen. Hoffentlich macht sie das noch ganz lange.«


Hasen-DIY
aus Milchtüten


Welche Upcycling-Projekte kommen bei den Teilnehmerinnen besonders gut an?

»Der absolute Renner sind unsere Handytaschen aus Kunstleder-Resten. Viele haben sogar mehr als eine Tasche genäht, damit sie diese verschenken können. Selbst die Kinder haben mitgemacht, die sonst lieber nebenher spielen oder malen. Generell ist das Nähen sehr beliebt. Ein Projekt, an dem regelmäßig über zehn bis 15 Besucherinnen teilgenommen haben. Zum Glück habe ich kompetente Helferinnen, die beim Einstellen und Bedienen der Maschine helfen können.

Das Projekt mit dem größten Aha-Effekt ist immer wieder das Zeitungsröllchen-Thema. Hierbei werden mit Hilfe eines Holzspieß kleine, stabile Röllchen aus Zeitung hergestellt. Das Material ist so stabil, dass man daraus mit viel Geduld Utensilos und sogar Körbe weben kann. Um die Weihnachtszeit stellen wir daraus zum Beispiel Sterne in verschiedenen Größen her oder umflechten Altglas.

Sehr beliebt sind auch die Bastelarbeiten mit den alten Schlossfestspiele-Flyern – wegen der schönen Farben. Auch beim Verkauf, beispielsweise als upgecycelte Ostereier oder Weihnachtssterne.«

Oft ergeben sich die Themen auch aus den Materialien, die wir bekommen. Daher wird bei uns viel improvisiert und auch gemeinsam besprochen, worauf wir alle Lust haben. 

Ich habe die Ladys zum Beispiel gebeten, mir einen Auffrischungskurs im Häkeln oder Stricken zu geben. Ich bin gefühlt die einzige, die das nicht so richtig kann, und ich lerne gerne dazu. Mit dieser traditionellen Technik kann man Materialien vereinen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen: wie Körbe aus Plastiktüten, die mit Garn umhäkelt sind.«


Wie kann man beim
Upcycling-Atelier
mitmachen?

Das Upcycling-Atelier von Tragwerk e.V. findet wöchentlich immer freitags statt. Kinder dürfen gerne mitkommen. Aktuell gibt es zwar keine separate Kinderbetreuung, aber Spielsachen sind da und eine Mal- und Bastelecke. Das Angebot ist kostenlos und ohne Anmeldung. Kommt also gerne mal vorbei und werdet gemeinsam kreativ!

Wann und wo findet das Upcycling-Atelier in Ludwigsburg statt?
Freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr in der Fröbelstraße 1/2 in Eglosheim (gegenüber vom Lidl in der Reuteallee), bis auf ein paar wenige Schließtage im Jahr.

Wie komme ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hin?
S-Bahn-Haltestelle: Favorite-Park;
Bushaltestellen: Pädagogische Hochschule oder August-Bebel-Straße, Eglosheim.


Wie kann man das
Upcycling-Atelier
unterstützen?

Wer das Upcycling-Atelier von Tragewerk e.V. mit einer Geldspende (mit Spendenquittung) supporten mag, kann das über Deutschlands größte Spendenplattform betterplace.org tun:

Auch Sachspenden sind nach Absprache möglich. Zum aktuellen Bedarf schreib gerne ein E-Mail an Isabel oder meld dich via Instagram beim Tragwerk:


Hast du auch Lust,
beim Upcycling-Atelier
reinzuschnuppern?


Veröffentlichung: 27.03.2024
Autorin: Deborah Schulze
Bilder: Isabel Schieron