Indie-Pop auf der Tanzbühne und ein ausgefallenes Jubiläum

#KulturOnTour —
Eine Videoserie mit 5 Folgen

Premiere: Folge 1 | 19 Uhr | YouTube
Kulturlocation: Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg
Kulturact: AENTIQUE Music


Das 25-jährige Jubiläum des »Kunstzentrum Karlskaserne« fiel 2020 coronabedingt ins Wasser. Zwei Tage vor der Premiere kam der erste Lockdown. Wie die Leiterin der Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW), Bettina Gonsiorek, diese schwere Zeit gemeistert hat und warum sich plötzlich Leute aus London in ihre Kurse geschaltet haben, erzählt sie uns und Moderator Uli Ochmann heute im #KulturOnTour-Interview.

Als Künstlerin haben wir AENTIQUE mit Band aus Stuttgart in die Karlskaserne eingeladen. Hinter dem Namen steckt Anna Koesler, die seit Januar 2020 solo unterwegs ist und mit ihrem Indie-Pop derzeit richtig gut in der Region ankommt. Mit dabei: Schlagzeuger Matti und Gitarrist Kilian. In der Karlskaserne spielen sie unter anderem ihren Song »Monsters and their cookies«, der davon handelt, negativen Einflüssen nicht nachzugeben. 


Die Cookies nicht anrühren und lieber nach vorn schauen — das klingt nach einem guten Motto für unseren heutigen Besuch. TTW-Leiterin Bettina Gonsiorek empfängt uns an einem sonnigen Vormittag im Oktober im Ballettsaal, zeigt die Abstandskreuze auf dem Boden und die neuen Luftfilteranlagen und beginnt zu erzählen.


 
 

Was ist »Kultur on Tour«?

»Kultur on Tour« ist ein von der LUKE initiiertes, gemeinsames Projekt von Freiberufler:innen aus den Bereichen Musik, Tanz, Kunst, Film, Fotografie, Moderation, Text und Magazinmache aus der Region Ludwigsburg. Finanziell gefördert von der Wüstenrot-Stiftung.

Zusammen haben wir fünf etwa 20-minütige Filme produziert, die ab dem 22. November wöchentlich auf dem YouTube-Kanal der LUKE und hier bei Hallo Ludwigsburg veröffentlicht werden. Den Start der Serie macht das »Kulturinterview in Zeiten von Corona« mit Leiterin Bettina Gonsiorek der Ludwigsburger Tanz- und Theaterwerkstatt, begleitet von der Indie-Pop-Sängerin AENTIQUE.

Ab jetzt immer montags um 19 Uhr eine neue Folge online: Freut euch auf die Acts Gismo Graf Trio, Kanda, Anni Bork und Superwiser und die spannenden Interviewpartner:innen von Lubu Beatz, dem Brezelmuseum, dem Literaturmuseum der Moderne und last but not least der LUKE selbst. Wir versprechen: So habt ihr diese Kultureinrichtungen noch nicht erlebt!

 
 


»Beim Tanzen kommt das Innere ins Äußere.«

Interview mit Bettina Gonsiorek,
Leiterin der Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg


Tina, wie bist du zur Tanz- und Theaterwerkstatt gekommen?

Ich leite die Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW) seit 2007. Doch ich arbeite schon viel länger hier. 1999 begann es mit einem Praktikum und schließlich bin ich hier hängen geblieben. Und tatsächlich hänge ich an der TTW und an dem Ort hier.

Beschreibe mal euer kulturelles Angebot und was euch auszeichnet.

Man hat sehr viel Gestaltungsmöglichkeiten hier. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Man kann hier kreativ sein und die Gesellschaft verändern.

Was geht in den Menschen vor, die hier tanzen und musizieren?

Es kommt das Innere ins Äußere. Ich finde es toll, wenn Menschen merken, dass sie selbst etwas gestalten können. Das gemeinsame Gestalten vermittelt den Menschen Selbstbewusstsein und Stärke.

Hast du selbst einen künstlerischen Hintergrund?

Tatsächlich nicht. Ich habe Kulturmanagement studiert, tanze selbst und bin interessiert an allen Künsten, habe aber keine künstlerische Ausbildung.

Was sind Dauerbrenner-Kurse, die immer gut besucht sind?

Feldenkrais ist immer ein Renner! Es bietet eine gute Mischung, um mit den Verspannungen des täglichen Lebens besser umzugehen und in sich reinzuhören. Auch für den zeitgenössischen Tanz sind wir bekannt und haben dort wunderbare Künstler:innen.

Du leitest die Einrichtung seit 14 Jahren. Was waren für dich die größten Highlights aus dieser Zeit?

Da gibts ganz viele! Wir haben wahnsinnig tolle Produktionen gemacht. »Zuckerschock Ferry« war definitiv ein Highlight für mich, ein Projekt mit dem Jugendsymphonieorchester und Tänzerinnen aus dem Hiphop-Bereich. Eine tolle Mischung aus klassischer Musik und Rapmusik!

Auch mit Schulen hatten wir tolle Projekte: Das zweijährige Projekt mit der Karawanserei in der Weststadt in Kooperation mit der Osterholzschule wurde sogar bundesweit ausgezeichnet. Es war so schön zu sehen, wie das Kollegium zusammenwuchs und wie alle von den Kindern gelernt haben.

Wer gehört außer dir noch zur Tanz- und Theaterwerkstatt?

Wir sind ein fünfköpfiges Team und arbeiten in einem großen Netzwerk mit freiberuflichen Künstler:innen und weiteren Partner:innen. Wir haben einen Vorstand und viele Ehrenamtliche, die uns in unterschiedlichen Bereichen unterstützen.

Was bedeutet es für dich, in der Karlskaserne — einem Ort mit so viel Geschichte — zu arbeiten?

Hier war Militär, hier war Krieg und es wurde exerziert. Es ist wahnsinnig schön zu erleben, dass hier jetzt die Kultur zuhause ist. Dass wir hier kreativ sein können und dieser Ort dadurch eine ganz andere Atmosphäre atmet.

2020 hätte das Kunstzentrum Karlskaserne eigentlich 25-jähriges Jubiläum gehabt. Konntet ihr das feiern?

Leider nicht. Wir waren in den Startlöchern und hätten am 19. März Premiere gehabt. Am 17. März kam der Lockdown, das war sehr traurig.

Wie habt ihr eure Kursangebote während der Pandemie verändert?

Wir haben dank einer Förderung Online- und Hybridkurs anbieten können. Dadurch haben manche Kurse viel mehr Teilnehmer:innen gehabt als sonst. Sogar aus Hamburg und London haben sich Menschen zugeschaltet. Auf unserem großen Innenhof konnten wir zudem — ebenfalls durch eine Förderung — eine Hofbühne aufbauen, Open-Air-Formate entwickeln und so eine Plattform für Begegnungen schaffen. Das war ein wirkliches Geschenk, sich nach so langer Zeit wieder live begegnen zu können.

 
 
 

AENTIQUE — beeindruckende Stimme und selbstgemalte Bühnenbilder

 

Mitgebracht in die Tanz- und Theaterwerkstatt haben wir heute die Indie-Pop-Sängerin Anna Koesler alias AENTIQUE. Die Künstlerin fand die bisherige Corona-Zeit herausfordernd, hat sich dadurch aber nicht entmutigen lassen. Sie versucht, stets das Positive zu sehen und das zu machen, was möglich ist. Erst im Januar 2020 als Solokünstlerin gestartet, fielen ihre ersten geplanten Konzerte ebenfalls dem Frühjahrs-Lockdown zum Opfer. AENTIQUES Debütalbum verschob sich deshalb nach hinten und wird nun in den nächsten Monaten erscheinen.

An Anna, die Billie Eilish und Alice Merton als ihre Vorbilder nennt, fällt sofort ihre außergewöhnliche Stimme auf. Genau diese wollte sie 2020 weiterentwickeln und eigene Dinge ausprobieren, weshalb sie ihre Band verließ und nun solo unterwegs ist. Hört mal rein in ihre eingängigen Songs, vielleicht verliebt ihr euch ebenfalls!

 

Fun Fact

Die Stuttgarterin bringt ihre selbstgemalten Kunstwerke zu ihren Konzerten mit, die sie hinter sich auf der Bühne aufhängt. Anna mag es, die bunten Farben auf Leinwand in ihrem Rücken zu haben. Und wem ein Bild gefällt, darf es ihr gerne abkaufen. So kann AENTIQUE unter anderem ihr Album mitfinanzieren.

 
 

Singen — und anderen helfen

Derzeit läuft die Musik für Anna noch als Nebenprojekt. Hauptberuflich arbeitet sie in einer Hilfsorganisation und unterstützt alleinerziehende Frauen in Uganda dabei, ein eigenes Business zu gründen. Sie selbst hat in dem Land bereits eine Hühnerfarm aufgebaut. Mit ihrer Musik will Anna genug Geld verdienen, um andere Menschen zu unterstützen.

Anna AENTIQUE mit Schlagzeuger @matti_coe (links) und Gitarrist @kilianmohns (rechts).

Anna AENTIQUE mit Schlagzeuger Matti (links) und Gitarrist Kilian (rechts).


 

Wow, das war ein fulminanter Start unserer »Kultur on Tour«-Reihe!

 

Wir sagen danke an Bettina und AENTIQUE für spannende Storys und freshe Songs und ziehen weiter. Nächste Woche schlagen wir bei Lubu-Beatz auf, wo Ludwigsburger Jugendliche eigene Raptexte schreiben, recorden und performen dürfen. Mit im Gepäck: Das »Gismo Graf Trio«. Seid gespannt!

 

Veröffentlichung: 22. November 2021
Redaktion: Tabea Lerch
Fotografie: Deborah Schulze
Projektkoordination: Die LUKE
Kamera: Christoph Hensen, Helmut Staiger
Schnitt: Christoph Hensen
Ton: Alex Wartan, Reiner Motz
Moderation: Uli Ochmann
Kulturlocation: TTW Ludwigsburg, Kunstzentrum Karlskaserne
Livemusik: AENTIQUE Music
Musikbearbeitung: Kilian Mohns
Aufnahmeleitung & Catering: Andreas Prangenberg
Produktionsassistenz: Ananstasia Fragkouli, Jeannette Edler

Das Projekt wird gefördert von der Wüstenrot-Stiftung.